Ob bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, bei der Auswahl einer Studienfachrichtung oder bei der Bewerbung um einen neuen Job, bei all diesen Gelegenheiten wird regelmäßig nach bestimmten Schlüsselqualifikationen gefragt. Doch was ist eigentlich konkret darunter zu verstehen, und welche Schlüsselqualifikationen gibt es? Einen informativen Überblick zu diesen Fragen findest Du im folgenden Beitrag. Darin erfährst Du auch, warum Schlüsselqualifikationen so wichtig sind und welche Bedeutung sie für dich im Berufsleben haben können.
Definition: Was ist mit dem Begriff Schlüsselqualifikationen gemeint?
Das deutsche Wort „Qualifikation“ leitet sich von den beiden lateinischen Wörtern „qualis“ und „facere“ ab. Während „qualis“ sich mit „Wie beschaffen?“ oder „Was für einer?“ übersetzen lässt, bedeutet „facere“ machen oder tun, aber auch herstellen, ausführen oder Ähnliches. Demnach entspricht das Wort „Qualifikation“ seiner Bedeutung nach dem „Herstellen einer Beschaffenheit“. Wer eine Qualifikation erwirbt, gewinnt damit also bestimmte Eigenschaften. Im beruflichen Kontext handelt es sich dabei vor allem um bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten, die im Rahmen einer Aus- oder Weiterbildung erworben werden.
Im Personalwesen ist Qualifikation häufig gleichbedeutend mit der Eignung einer Person für die Ausübung einer konkreten beruflichen Tätigkeit oder für die Übernahme bestimmter Aufgaben. Diese Eignung beruht jedoch auf unterschiedlichen Komponenten. Dies sind neben der Fachkompetenz und der Sozialkompetenz der betreffenden Person vor allem deren Schlüsselqualifikationen. „Schlüssel“ ist hier sinnbildlich gemeint, denn es handelt sich um Qualifikationen, die den Zugang zu bestimmten Tätigkeiten oder Fachgebieten ermöglichen und den kompetenten Umgang mit fachlichem Wissen ermöglichen. Zudem versetzen Schlüsselqualifikationen Menschen in die Lage, Änderungen von Umweltzuständen – die beispielsweise ihr betriebliches Umfeld oder bestimmte Anforderungen am Arbeitsplatz betreffen – schneller und leichter zu bewältigen als andere Personen, welche über die betreffenden Schlüsselqualifikationen nicht oder nur in geringerem Maße verfügen.
Worin besteht der Unterschied zwischen Schlüsselqualifikation und Schlüsselkompetenz?
Umgangssprachlich ist die Abgrenzung zwischen Schlüsselqualifikationen und Schlüsselkompetenzen nicht immer ganz scharf, und teilweise ist auch zu beobachten, dass beide Begriffe synonym verwendet werden. Eine Möglichkeit der inhaltlichen Abgrenzung ergibt sich aus der Ebene, auf die sich der Begriff bezieht. So beziehen sich Qualifikationen auf die Sachebene und sind somit objektzentriert. Es handelt sich um Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten, die sich klar beschreiben und vor allem auch abprüfen lassen, beispielsweise im Rahmen einer Berufsausbildung, eines Studiums oder eines staatlichen Examens als Voraussetzung für den Zugang zu bestimmten Berufen. Zudem gelten Qualifikationen als Voraussetzungen dafür, dass jemand bestimmte Kompetenzen ausbilden kann.
Im Unterschied zu den sachbezogenen Qualifikationen beziehen sich Kompetenzen auf die Ebene des Individuums und sind somit nicht objekt-, sondern subjektzentriert. Sie drücken vor allem die individuelle Fähigkeit aus, sich beim Erwerben von Kenntnissen sowie beim Weiterentwickeln von Fähigkeiten, Lernverhalten, Einstellungen und Erfahrungen selbst zu organisieren. Eine Definition von Kompetenz besagt zudem, sie basiere auf der psychischen Bereitschaft und der physischen Fähigkeit zum Umgang mit Anforderungen, Situationen und Herausforderungen sowie zur Entwicklung und Umsetzung von Handlungsoptionen, die sich darauf beziehen.
Welche Schlüsselqualifikationen gibt es?
Schlüsselqualifikationen werden teilweise auch zusammen mit der Sozialkompetenz als sogenannte „Soft Skills“ bezeichnet und damit von den rein fachbezogenen „Hard Skills“ oder Fachkompetenzen abgegrenzt. Hierzu gehören vor allem solche überfachlichen persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die beim Bewältigen unterschiedlichster Herausforderungen helfen. Die Schlüsselqualifikationen werden in wissenschaftlichen Publikationen meist in fünf Kategorien untergliedert, wobei es aufgrund individueller Besonderheiten nicht immer möglich ist, bei jeder Person alle diese fünf Kategorien von Schlüsselqualifikationen eindeutig zu trennen und zu definieren. Im Einzelnen handelt es sich um die Kategorien soziale Kompetenz, Methodenkompetenz, Selbstkompetenz, Handlungskompetenz und Medienkompetenz.
Soziale Kompetenz
Soziale Kompetenz umfasst diejenigen Kompetenzen und Eigenschaften, die für die Interaktion mit Vorgesetzten und Kolleg:innen, aber auch Kund:innen, Geschäftspartner:innen oder sonstigen Dritten von Bedeutung sind. Wenn Du über eine hohe Sozialkompetenz verfügst, arbeitest und kommunizierst Du in der Regel gut in Deinem Team. Bei Konflikten agieren sozialkompetente Menschen lösungsorientiert und sind auf einen fairen Umgang miteinander bedacht. Die sogenannten Führungsqualitäten sind ebenfalls Teil der Sozialkompetenz, außerdem auch emotionale Intelligenz und Empathie.
Methodenkompetenz
Während soziale Kompetenz sich in der Interaktion mit anderen Menschen zeigt, bezieht sich Methodenkompetenz auf das selbstständige Bewältigen von Aufgaben. Menschen mit hoher Methodenkompetenz besitzen ausgeprägte Analysefähigkeiten, können gut abstrakt sowie in Zusammenhängen denken und sind in der Lage, adäquate Problemlösungen zu entwickeln. Sie erkennen und entscheiden schnell, welche Herangehensweise bei einem bestimmten Problem sinnvoll und erfolgversprechend ist. Dies betrifft insbesondere fachliche Aufgaben, beschränkt sich aber keineswegs darauf. So können Ärzt:innen ihre Methodenkompetenz beispielsweise bei der Diagnose und bei der Auswahl einer bestimmten Therapie unter Beweis stellen. Ebenso kann es aber auch Ausdruck einer hohen Methodenkompetenz sein, wenn jemand im privaten Haushalt einen Defekt mithilfe geeigneter Werkzeuge und handwerklicher Arbeit wieder repariert oder im Rahmen eines Studiums eine besonders gute Auswahl seiner Lern- und Arbeitsmethoden trifft und daher erfolgreicher und effektiver lernt als Kommiliton:innen mit geringerer Methodenkompetenz.
Selbstkompetenz
Anstelle von Selbstkompetenz werden zum Teil auch die Begriffe Individualkompetenz, Personenkompetenz oder Humankompetenz verwendet. Gemeint sind damit in jedem Fall Einstellungen gegenüber sich selbst und gegenüber der Umwelt sowie in diesem Kontext relevante Fähigkeiten. Typische Beispiele für Persönlichkeitsmerkmale aus dem Bereich der Selbstkompetenz sind Anpassungsfähigkeit, Ausdauer, Belastbarkeit, Engagement, Kreativität, Leistungsbereitschaft, Lernbereitschaft, Selbstmotivation und Zuverlässigkeit; zudem gehören dazu Managementfähigkeiten und die Qualität des individuellen Zeitmanagements. Auch für die Selbstkompetenz gilt, dass sie zwar im beruflichen Bereich von besonderer Bedeutung ist, aber auch in allen anderen Bereichen erheblichen Einfluss auf den individuellen Erfolg haben kann, so etwa im Sportverein, bei der Ausübung von Hobbys oder bei politischem beziehungsweise ehrenamtlichem Engagement.
Handlungskompetenz
Die Schnittmenge der vorgenannten drei Kompetenzbereiche wird häufig als Handlungskompetenz bezeichnet. Berufstätige mit einer hohen individuellen Handlungskompetenz sind in der Lage, sich in verschiedenen Situationen jeweils angemessen zu verhalten und können Probleme eigenverantwortlich lösen, bestimmte Leistungen erbringen sowie mit anderen Menschen angemessen und konstruktiv interagieren, wobei diese Kompetenzen durch erfolgreiche Lernprozesse ausgebildet und weiterentwickelt werden.
Medienkompetenz
Die Medienkompetenz als fünfte Kategorie der Schlüsselqualifikationen gewinnt in der modernen Informations- und Wissensgesellschaft immer mehr an Bedeutung. Infolge der Digitalisierung sieht sich der/die Einzelne heute einem wesentlich größeren – und weiter dynamisch wachsenden – Informationsangebot gegenüber als vor zwanzig oder dreißig Jahren. Gleichzeitig stehen auch mehr unterschiedliche Medien mit entsprechenden Informationsangeboten zur Auswahl. Vor diesem Hintergrund wird es sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben immer wichtiger, eigene Kompetenzen zum angemessenen Umgang mit den verfügbaren Medien und den darüber zugänglichen Informationen zu entwickeln. Medienkompetenz umfasst die Fähigkeiten, die notwendig sind, um analoge ebenso wie digitale Medien zu analysieren, auszuwählen, zu bewerten und zu nutzen sowie gegebenenfalls auch (mit-) zu gestalten.
Welches sind die wichtigsten Schlüsselqualifikationen?
Wenn Du in Stellenanzeigen liest, dass Unternehmen besonderen Wert auf bestimmte Schlüsselqualifikationen legen, fragst Du dich möglicherweise, ob sich diese hinsichtlich ihrer Bedeutung unterschieden. Diese Frage lässt sich allerdings nicht pauschal beantworten, da die Bedeutung der verschiedenen Schlüsselqualifikationen in Abhängigkeit vom Anforderungsprofil der betreffenden Stelle und vom Geschäftsmodell sowie von der internen Kultur des Unternehmens variieren kann.
Einerseits ist klar, dass bestimmte Soft Skills wie hohe Selbstmotivation, gutes Zeitmanagement, Konfliktfähigkeit, Kritikfähigkeit oder Teamfähigkeit nahezu überall wichtige Einflussfaktoren für den beruflichen Erfolg sind. Andererseits gibt es durchaus Jobs, in denen analytisches Denken wichtiger ist als Kreativität, während es bei bestimmten anderen Tätigkeiten vielleicht genau andersherum ist. Führungskompetenz ist in Leitungsfunktionen mit Personalverantwortung unabdingbar, für andere Jobs hingegen nicht unbedingt notwendig. Und wer beruflich viel mit Kund:innen oder anderen Menschen zu tun hat, ist auf eine gute eigene Kommunikationsfähigkeit mehr angewiesen als jemand mit einer Tätigkeit, die überwiegend allein am Schreibtisch, im Labor oder an einer Werkbank ausgeübt wird. Eines lässt sich aber dennoch sagen: Auch wenn verschiedene Arbeitsbereiche einzelne Schlüsselqualifikationen in unterschiedlichem Maße erfordern, ist eine kontinuierliche Lernbereitschaft heute nahezu in allen Branchen und Berufen unverzichtbar geworden.
Die immer stärker vom technologischen Fortschritt und von der Digitalisierung geprägte moderne Gesellschaft bringt es mit sich, dass einmal während der Ausbildung erworbene Kenntnisse und Fähigkeiten immer seltener für das gesamte Berufsleben ausreichen. Vielmehr ist es notwendig, sich immer wieder neues Wissen anzueignen oder neue Arbeitstechniken zu erlernen. Lebenslanges Lernen wird damit eine immer wichtigere Voraussetzung für den beruflichen Erfolg.
Der Arbeitsforscher Dieter Mertens – „Erfinder“ des Begriffs Schlüsselqualifikation
Historisch betrachtet, ist der Begriff der Schlüsselqualifikation vor allem mit den Arbeiten von Dieter Mertens verbunden. Der promovierte Volkswirt fokussierte sich nach seinem Studium auf die Arbeits- und Bildungsforschung und leitete seit seiner Gründung im Jahr 1967 insgesamt 20 Jahre lang das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit. In einem 1972 gehaltenen Vortrag verwendete er erstmalig den Begriff Schlüsselqualifikation, und zwei Jahre später formulierte er dazu eine Definition in einem wissenschaftlichen Aufsatz.
Mertens bezog diesen Begriff nur auf den Bereich der beruflichen Bildung, wogegen er heute in einem weitaus umfassenderen Sinn verwendet wird. Wenngleich seine damals vorgenommene Einteilung der Schlüsselqualifikationen in vier Kategorien heute als veraltet gilt, stellen sie einen wichtigen Meilenstein der Arbeits- und Bildungsforschung dar. Mertens unterschied Basisqualifikationen, Horizontalqualifikationen, Breitenelemente und sogenannte Vintagefaktoren. Während logisches und kritisches Denken sowie das Verhalten für ihn die Basisqualifikationen bildeten, verstand er unter Horizontalqualifikationen horizont-erweiternde Qualifikationen, die es beispielsweise ermöglichen, Wissen gut auf neue Bereiche anzuwenden oder komplexe Zusammenhänge zu erfassen.
Als Breitenelemente bezeichnete Mertens allgemeine Kenntnisse wie bestimmte Arbeitstechniken oder Kompetenzen, die zur Ausführung von Routineaufgaben in bestimmten Bereichen erforderlich sind und die sich in den einzelnen Berufsfeldern unterscheiden. Vintagefaktoren hingegen entscheiden darüber, wie gut Arbeitnehmer:innen mit Alters- beziehungsweise Generationenunterschieden umgehen können, insbesondere im Hinblick auf die unterschiedlichen Ausbildungen, Wissensstände und Erfahrungen.
Wie lassen sich Schlüsselqualifikationen fördern?
Angesichts der großen Bedeutung, die Schlüsselqualifikationen für den individuellen beruflichen Erfolg, aber auch für den wirtschaftlichen Erfolg ganzer Unternehmen haben, sollten Personalverantwortliche auf allen Ebenen diesem Thema entsprechende Aufmerksamkeit widmen. Dies wird umso notwendiger, je schwerer es fällt, frei werdende Positionen mit Kandidat:innen zu besetzen, die nahezu hundertprozentig dem gewünschten Anforderungsprofil in der Stellenanzeige entsprechen.
Die Gewinnung von Nachwuchs sowie von erfahrenen Fach- und Führungskräften wird derzeit in nahezu allen Branchen zu einem kritischen Erfolgsfaktor im Wettbewerb der Unternehmen untereinander. Konnten sich Arbeitgeber:innen vor wenigen Jahren oftmals noch ihren/ihre „Wunschkandidat:in“ aus einer großen Zahl von Bewerber:innen heraussuchen, so sind viele Personalverantwortliche heute froh, wenn sie nach der Veröffentlichung einer Stellenausschreibung wenigstens ein paar Bewerbungen erhalten, die zumindest halbwegs dem gesuchten Profil entsprechen.
Deshalb wird es immer wichtiger, Schlüsselqualifikationen bei den eigenen Mitarbeiter:innen im Unternehmen zu fördern und sie beim Aufbau der notwendigen beruflichen Handlungskompetenz zu unterstützen, statt darauf zu hoffen, es werde sich schon jemand mit den entsprechenden Eigenschaften bewerben. Viele Unternehmen gehen deshalb dazu über, ihren Beschäftigten nicht nur fachliche Weiterbildungen anzubieten, sondern auch deren unterschiedliche Schlüsselqualifikationen systematisch zu analysieren und durch einschlägige Kurse oder Seminare zu fördern. Besonders beliebt sind dabei auch Weiterbildungen zu Themen wie Kommunikation, Zeitmanagement oder Ähnlichem, die von ganzen Teams gemeinsam absolviert werden können. Auf diese Weise können nicht nur individuelle Kompetenzen gestärkt, sondern auch positive Zusatzeffekte im Sinne des Teambuildings erzielt werden.
Qualifikationen von Bewerber:innen und Mitarbeiter:innen verwalten
Um Aktivitäten zur Stärkung von Schlüsselkompetenzen innerhalb eines Unternehmens optimal umzusetzen und die dafür notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen bestmöglich zu nutzen, empfiehlt es sich, eine dafür konzipierte Softwarelösung zu implementieren. So lassen sich beispielsweise bei einer Softwarelösung wie flair die personenbezogenen Daten, Informationen zu vorhandenen Schlüsselqualifikationen sowie Angaben über geplante oder bereits absolvierte Weiterbildungen in diesem Bereich unkompliziert erfassen und einander zuordnen.
Ein solches Tool ist beispielsweise sehr hilfreich, wenn es um die Vor- und Nachbereitung jährlicher Mitarbeitergespräche, um die Analyse von Stärken und Schwächen in verschiedenen Bereichen des Unternehmens oder um die Auswahl von Weiterbildungsangeboten geht.
Fazit
Egal, ob Du einen handwerklichen Beruf ausübst, ob Du Jura studierst, ob Du im medizinischen Bereich arbeitest oder in der Landwirtschaft, in jedem Fall hängt dein beruflicher Erfolg nicht nur von deinem Fachwissen und deinen Berufserfahrungen ab, sondern auch von verschiedenen Schlüsselqualifikationen. Um deine Stärken und Schwächen analysieren und deine Kompetenzen gezielt ausbauen zu können, solltest Du die verschiedenen relevanten Kompetenzbereiche kennen und wissen, welche davon für deine Branche oder für deine Karriere besonders wichtig sind.
Wenn Du Personalverantwortung trägst, kannst Du durch eine systematische Analyse und Förderung der Schlüsselqualifikationen der Beschäftigten in deinem Verantwortungsbereich einen wichtigen Beitrag zum langfristigen Erfolg des gesamten Unternehmens leisten, der in der Vergangenheit möglicherweise oft unterschätzt wurde. Angesichts der aktuellen Arbeitsmarktsituation und der Personalknappheit in vielen Bereichen aber immer mehr an Bedeutung gewinnt.
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